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Pflegeeltern und emotionale Trigger: Warum deine Vergangenheit eine Rolle spielt

Wenn dein Pflegekind dich triggert, hat das oft weniger mit ihm zu tun – und mehr mit deiner eigenen Geschichte

Manche Situationen mit deinem Pflegekind bringen dich an deine Grenzen. Ein bestimmtes Verhalten löst sofort starke Emotionen in dir aus – Wut, Hilflosigkeit oder vielleicht sogar das Gefühl, nicht genug zu sein. Du fragst dich: Warum trifft mich das so? Warum macht mich das so wütend oder traurig?

Oft liegt die Antwort nicht in der Gegenwart, sondern in der Vergangenheit. Wenn dein Pflegekind dich triggert, dann hat das oft weniger mit ihm zu tun – und mehr mit deiner eigenen Geschichte. Warum das so ist, liest du in diesem Artikel.


Was bedeutet „getriggert sein“ überhaupt?

„Getriggert sein“ bedeutet, dass eine Situation oder ein Verhalten unbewusst alte, tief verankerte Erinnerungen oder Emotionen in dir auslöst. Diese Reaktion passiert oft automatisch – und du merkst erst im Nachhinein, dass du viel stärker reagiert hast, als es die Situation eigentlich erfordert hätte.

Warum triggert mich mein Pflegekind?

Oft zeigen Pflegekinder herausforderndes Verhalten. Das ist bekannt und kommt mit dem „Rucksack“, den das Kind mitbringt. Als Pflegeeltern wird man darauf vorbereitet und man geht damit entsprechend professionell und kontrolliert um, auch wenn es manchmal stark an den Nerven zerrt. Ab und zu geht es über deine Grenzen – aber damit kannst du umgehen.
Und dann gibt es da noch diese bestimmten Situationen, mit denen du so gar nicht klar kommst: Es passiert, dass du total überreagierst – ohne genau zu wissen, warum eigentlich. Dann macht dein Pflegekind etwas, das dich unbewusst an eigene Kindheitserfahrungen erinnern lässt. Deine Konflikt-Strategien, die du als Erwachsener drauf hast, fallen spontan weg und du reagierst auf eine alte Verletzung mit alten Verhaltensweisen.

Ein Beispiel: Dein Pflegekind weigert sich, eine Regel einzuhalten, und diskutiert mit dir. Plötzlich spürst du, wie Ärger in dir hochkocht. Du fühlst dich nicht respektiert, nicht ernst genommen. Vielleicht denkst du: „Warum hört es nicht einfach auf mich? Ich tue doch alles für dieses Kind!“

Die eigentliche Frage ist: Geht es wirklich nur um die aktuelle Situation? Oder geht es um ein altes Gefühl, das du schon aus deiner eigenen Kindheit kennst?


Warum deine Vergangenheit deine Reaktionen beeinflusst

Jeder Mensch trägt Erfahrungen aus der eigenen Kindheit in sich – auch du als Pflegeelternteil. Vielleicht hast du selbst gelernt, dass es gefährlich ist, Widerspruch zu leisten. Vielleicht hast du die Erfahrung gemacht, dass du nur geliebt wirst, wenn du gute Leistungen bringst. Oder vielleicht hast du selbst nie erlebt, dass deine Gefühle und Bedürfnisse ernst genommen wurden.

Wenn dein Pflegekind dich heute triggert, kann das bedeuten, dass eine dieser alten Wunden berührt wird. Dein kindliches Ich meldet sich – mit all den unverarbeiteten Emotionen von damals.

Typische Glaubenssätze aus der Kindheit, die heute noch wirken

  • „Ich bin nicht gut genug.“
  • „Niemand hört mir zu.“
  • „Ich muss alles alleine schaffen.“
  • „Wenn ich nicht perfekt bin, werde ich nicht geliebt.“

Diese tiefen Überzeugungen beeinflussen, wie du heute reagierst – auch in herausfordernden Situationen mit deinem Pflegekind.


Wie du deine Trigger erkennst und mit ihnen umgehst

Der erste Schritt ist, dir bewusst zu machen: Deine Reaktion ist eine Einladung zur Selbstreflexion. Anstatt dich dafür zu verurteilen, dass du getriggert wirst, kannst du die Situation nutzen, um mehr über dich selbst zu erfahren.

1. Halte inne und beobachte dich selbst

  • Welche Situationen lösen besonders starke Emotionen in dir aus?
  • Welche Gedanken gehen dir dabei durch den Kopf?
  • Wo fühlst du diese Emotion in deinem Körper?
  • Wer kann diese Emotionen in dir auslösen?

2. Frage dich: Woher kenne ich dieses Gefühl?

  • Gab es in deiner Kindheit Momente, in denen du dich ähnlich gefühlt hast?
  • Wer hat dir damals das Gefühl gegeben, nicht gehört, nicht wertgeschätzt oder nicht ernst genommen zu werden?
  • Welche Sätze hast du als Kind über dich gehört und vielleicht selbst geglaubt?

3. Erlaube dir, dein früheres Ich wahrzunehmen

  • Was hätte dein jüngeres Ich damals gebraucht?
  • Kannst du ihm heute geben, was es damals nicht bekommen hat?
  • Wie kannst du dich heute bewusst um deine damalige Verletzung kümmern?

Was das für dein Pflegekind bedeutet

Wenn du deine eigenen Trigger erkennst und daran arbeitest, kannst du in Konflikten mit deinem Pflegekind viel bewusster reagieren. Du kannst unterscheiden:

  • Was gehört zu mir – und was gehört zum Kind?
  • Reagiere ich aus der Gegenwart – oder aus meiner Vergangenheit heraus?
  • Wie kann ich meinem Pflegekind mit Verständnis begegnen, anstatt aus meinen alten Mustern zu handeln?

Das bedeutet nicht, dass du keine Grenzen setzen darfst oder dass du alles durchgehen lassen musst. Aber es bedeutet, dass du bewusster entscheiden kannst, wie du reagierst – und dass du dein Pflegekind mit mehr Klarheit und Gelassenheit begleiten kannst.


Biografiearbeit für Pflegeeltern: Der Schlüssel zur Veränderung

Viele Pflegeeltern erleben genau diese Herausforderungen – und genau deshalb ist es so wertvoll, an der eigenen Biografie zu arbeiten. Wenn du deine Vergangenheit verstehst, kannst du freier und mit mehr Leichtigkeit für dein Pflegekind da sein.

Du möchtest mehr darüber erfahren, wie du deine eigene Geschichte reflektieren kannst, um dein Pflegekind besser zu begleiten? Dann lass uns gemeinsam hinschauen.

Jetzt mehr erfahren und Unterstützung finden

Melde dich gerne für ein unverbindliches Gespräch oder erfahre mehr über mein Angebot zur Biografiearbeit für Pflegeeltern. Denn du bist nicht allein – und du hast die Möglichkeit, nicht nur dein Pflegekind, sondern auch dich selbst auf eine neue Weise zu verstehen. 💛